Von Annette Langer
Foto: REUTERS
Mexiko-Stadt - "Pay de Limón" ist ein milchkaffeebrauner Rüde, ein
schöner, kräftiger Schäferhundmischling, der sich gern auspowert. Eine
ganze Weile war ihm das nicht möglich. Denn er wurde zum Opfer
mexikanischer Drogenbanden. "Sie haben ihm zwei Pfoten abgeschnitten",
erzählt Patricia Ruiz von der Stiftung "Milagros Caninos"
("Hundewunder") in Mexiko-Stadt. Hier fand der Vierbeiner Zuflucht,
nachdem ihn Passanten 2011 blutend und wimmernd in einem Müllcontainer
im Fresnillo-Bezirk von Mexikos Hauptstadt gefunden hatten.
Laut "Milagros Caninos" waren die Schnitte "sehr gut gemacht, offenbar von einem Profi". Bei den Tierquälern soll es sich um Mitglieder der gefürchteten paramilitärischen Gruppe "Los Zetas" gehandelt haben. Sie übten laut Ruiz an dem Hund das Abtrennen von Gliedmaßen. Es gehört zum blutigen Alltag der Banden, dass Feinde gewarnt werden, indem man ihnen Finger oder Zehen abtrennt. Die Botschaft ist unmissverständlich: Noch bist du am Leben, aber einen Schritt weiter, und du bist tot. Geschätzt 60.000 Menschen kamen in dem seit Jahren andauernden Krieg der Kartelle ums Leben, unter ihnen Kinder, Frauen, Behinderte. In einem Land, in dem ein Menschenleben so wenig wert ist, kann man erahnen, wie es um den Respekt gegenüber einem Tier bestellt ist.
"Pay de Limón" ("Zitronenkuchen") hat es vergleichsweise gut getroffen. Die Stiftung sammelte Spenden für eine Hundeprothese. Weil es in Mexiko aber keinen Produzenten solcher Hilfsmittel gibt, wurden Abdrücke seiner Vorderläufe an eine im US-Bundesstaat Colorado ansässige Firma geschickt, wo die Prothese gefertigt wurde. Inzwischen hat sich der Rüde an die künstlichen Helfer gewöhnt und tollt mit seinen Artgenossen über die Wiese der Anlage.
Mensch und Tier in Extremsituationen
"Milagros Caninos" ist ein Hort für Tiere "in Extremsituationen", wie es heißt. Nicht nur tierische Folteropfer finden hier Aufnahme, auch krebskranke, gelähmte, blinde und sehr alte Tiere - außerdem Hunde, die mit Drogen vollgestopft wurden. Wie der betagte und fast blinde Almendro ("Mandel"), der auf einem Markt zusammen mit Drogenabhängigen lebte und von ihnen mit Rauschgift vollgepumpt und heftig misshandelt wurde. Der Hund hatte bei Ankunft in der Tierpflegestation veritable Entzugserscheinungen und musste therapiert werden.
Nicht alle Hunde können mit Prothesen versorgt werden. Einige bewegen sich auf Stützen aus Einkaufstrolleys fort, wuseln um ihre Betreuer herum und genießen ihr Leben, das nicht mehr von Angst, Flucht und Quälerei geprägt ist.
Auch Tierschützer selbst müssen in Mexiko bisweilen um ihr Leben
fürchten. Die Gesellschaft der Tierschützer in Mexiko machte den Fall
von Javier Cervantes öffentlich: Er beherbergte und pflegte in der
Gemeinde Jaltenco im Bundesstaat México etwa 80 heimatlose Hunde und
Katzen. Im Februar 2009 stürmten maskierte, schwarz gekleidete Männer
sein Grundstück und schlachteten die Tiere ab. Sie verprügelten
Cervantes und warfen ihn mitsamt der Tierleichen auf einen Lastwagen,
setzten ihn später auf einem Feld aus. Die Polizei unternahm nichts.
Laut "Milagros Caninos" waren die Schnitte "sehr gut gemacht, offenbar von einem Profi". Bei den Tierquälern soll es sich um Mitglieder der gefürchteten paramilitärischen Gruppe "Los Zetas" gehandelt haben. Sie übten laut Ruiz an dem Hund das Abtrennen von Gliedmaßen. Es gehört zum blutigen Alltag der Banden, dass Feinde gewarnt werden, indem man ihnen Finger oder Zehen abtrennt. Die Botschaft ist unmissverständlich: Noch bist du am Leben, aber einen Schritt weiter, und du bist tot. Geschätzt 60.000 Menschen kamen in dem seit Jahren andauernden Krieg der Kartelle ums Leben, unter ihnen Kinder, Frauen, Behinderte. In einem Land, in dem ein Menschenleben so wenig wert ist, kann man erahnen, wie es um den Respekt gegenüber einem Tier bestellt ist.
"Pay de Limón" ("Zitronenkuchen") hat es vergleichsweise gut getroffen. Die Stiftung sammelte Spenden für eine Hundeprothese. Weil es in Mexiko aber keinen Produzenten solcher Hilfsmittel gibt, wurden Abdrücke seiner Vorderläufe an eine im US-Bundesstaat Colorado ansässige Firma geschickt, wo die Prothese gefertigt wurde. Inzwischen hat sich der Rüde an die künstlichen Helfer gewöhnt und tollt mit seinen Artgenossen über die Wiese der Anlage.
Mensch und Tier in Extremsituationen
"Milagros Caninos" ist ein Hort für Tiere "in Extremsituationen", wie es heißt. Nicht nur tierische Folteropfer finden hier Aufnahme, auch krebskranke, gelähmte, blinde und sehr alte Tiere - außerdem Hunde, die mit Drogen vollgestopft wurden. Wie der betagte und fast blinde Almendro ("Mandel"), der auf einem Markt zusammen mit Drogenabhängigen lebte und von ihnen mit Rauschgift vollgepumpt und heftig misshandelt wurde. Der Hund hatte bei Ankunft in der Tierpflegestation veritable Entzugserscheinungen und musste therapiert werden.
Nicht alle Hunde können mit Prothesen versorgt werden. Einige bewegen sich auf Stützen aus Einkaufstrolleys fort, wuseln um ihre Betreuer herum und genießen ihr Leben, das nicht mehr von Angst, Flucht und Quälerei geprägt ist.
Neuer Präsident, alte Probleme
Die Situation in Mexiko ist desolat. Der Alltag ist von Gewalt und Korruption auf allen Ebenen geprägt. Eine große Zahl von Staatsbeamten, Politikern und Angehörigen der Sicherheitskräfte kooperieren mit den Drogenbanden und sind an Gewinnen aus dem lukrativen Handel beteiligt. Kritiker werfen dem scheidenden Präsidenten Felipe Calderón vor, zwar 2006 den Krieg gegen die Kartelle ausgerufen zu haben, in Wahrheit jedoch selbst mit dem Sinaloa-Kartell und dessen Boss, dem mächtigen Chapo Guzman, im Bunde zu sein.
Am 6. September soll der Gewinner der Präsidentschaftswahl offiziell verkündet werden. Enrique Peña Nieto von der ehemaligen Staatspartei PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution) steht bereits als Wahlsieger fest. Die Hoffnung, dass der 45-Jährige das Chaos beseitigen könnte, ist gering. Seine Regierungszeit als Gouverneur im Bundesstaat México von 2005 bis 2011 war geprägt von Justizskandalen und zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Seine Polizeitruppe soll eine der korruptesten im ganzen Land gewesen sein.
Die Situation in Mexiko ist desolat. Der Alltag ist von Gewalt und Korruption auf allen Ebenen geprägt. Eine große Zahl von Staatsbeamten, Politikern und Angehörigen der Sicherheitskräfte kooperieren mit den Drogenbanden und sind an Gewinnen aus dem lukrativen Handel beteiligt. Kritiker werfen dem scheidenden Präsidenten Felipe Calderón vor, zwar 2006 den Krieg gegen die Kartelle ausgerufen zu haben, in Wahrheit jedoch selbst mit dem Sinaloa-Kartell und dessen Boss, dem mächtigen Chapo Guzman, im Bunde zu sein.
Am 6. September soll der Gewinner der Präsidentschaftswahl offiziell verkündet werden. Enrique Peña Nieto von der ehemaligen Staatspartei PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution) steht bereits als Wahlsieger fest. Die Hoffnung, dass der 45-Jährige das Chaos beseitigen könnte, ist gering. Seine Regierungszeit als Gouverneur im Bundesstaat México von 2005 bis 2011 war geprägt von Justizskandalen und zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Seine Polizeitruppe soll eine der korruptesten im ganzen Land gewesen sein.
Mit Material von Reuters
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