Hund seit Monaten in Polizeigewahrsam
Von unserem Redakteur Carsten Friese
Lauffen - Es ist ein merkwürdiger Fall mit einer Hundebesitzerin und
zig beteiligten Behörden, und unter dem Strich steht ein klarer Fakt:
Seit rund zehn Monaten hat die Staatsgewalt den Kangal-Rüden "Hektor"
von Arife Erdogan (27) beschlagnahmt. Ein eindeutiger Bescheid, der den
Grund für die Beschlagnahme rechtlich überprüfbar ausweist, liegt auch
nach dieser langen Zeit nicht vor.
Es geht um einen türkischen Hirtenhund stattlicher Größe, den die
Einzelhandelskauffrau nach ihren Angaben von einem Karlsruher Züchter
kaufte und großzog. "Mein Hund hat niemandem etwas getan. Er ist mein
Lebensbegleiter und ich werde nicht aufhören, für ihn zu kämpfen", sagt
die Frau, die lange in Lauffen wohnte, nun in Heilbronn lebt. Warum die
Polizei trotz eines Gerichtsbeschlusses zu ihren Gunsten weiter die
Einziehung des Hundes betreibt, sich alles in die Länge zieht, kann sie
nicht verstehen.
Ursprung der Beschlagnahme im Oktober 2011 waren Ermittlungen der
Ludwigsburger Polizei gegen die Straßenbande "Black Jackets". Die
Ermittlungen führten die Ludwigsburger Beamten zu einem Zwinger bei
Besigheim. In diesem Zwinger war auch Erdogans "Hektor" untergebracht.
Sie sieht alles als großes Missverständnis; sie sei mit einem Bekannten,
der ebenfalls einen Kangal-Hund hatte, öfter spazieren gegangen. Dass
der Bekannte bei den "Black Jackets" war, habe sie nicht gewusst.
Den Vorwurf der Ermittler, dass "Hektor" bei illegalen Hundekämpfen
oder anderen Straftaten eingesetzt worden sei, weist sie zurück. "Das
war er nie." Nur sie und ihr Freund hätten einen Schlüssel zu dem
Zwinger gehabt.
Keine Narben
Die Polizei verwies auf abgehörte Telefonate. Das Amtsgericht
Stuttgart bestätigte im Januar die Beschlagnahme von "Hektor". Das
Landgericht hob diese Entscheidung im April wieder auf. Die Richter
sahen keinen hinreichenden Tatverdacht. "Zu Unrecht" habe das
Amtsgericht die Beschlagnahme bestätigt. Narben oder Verletzungen −
Indizien für den Einsatz bei Hundekämpfen − lägen bei "Hektor" zudem
nicht vor.

Erst betraute die Polizei das Ludwigsburger Veterinäramt mit dem
Fall. Die Entscheidung über eine Einziehung beantragte sie dann von der
Stadt Lauffen. Da die Beschlagnahme nicht auf Lauffener Gemarkung
stattfand und der Hund im Ludwigsburger Tierheim ist, lehnte das
Ordnungsamt nach wochenlanger Prüfung eine Zuständigkeit ab.
Untätigkeitsklage
Jetzt hat die Stadt Ludwigsburg eine Zuständigkeit bejaht, sagt der
Polizeisprecher. "Zeitnah" werde eine Entscheidung erwartet. In all den
Monaten durfte Arife Erdogan ihren Hund ein Mal auf Antrag im Tierheim
besuchen.
Ihr Anwalt Fabian Geyer nennt die Vorgehensweise der Polizei
"seltsam". Er sei nicht mehr bereit, sich "weiter abspeisen zu lassen,
ohne dass etwas passiert". Jetzt hat er Untätigkeitsklage erhoben.
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