Massaker an heimatlosen Hunden |
Wenn ab 8. Juni 2012 in Polen und der Ukraine die
Fußball-Europameisterschaft 2012 abgehalten wird, haben die dortigen
Straßen sauber zu sein. In Städten wie Kiew oder Lwiw leben tausende
herumstreunende Hunde. Ein Zustand der bislang nicht allzu tragisch war,
nun jedoch zu einem ernstzunehmenden Problem wird. Wenn im Sommer
nächsten Jahres Fans und Medien das Land besuchen, soll das Stadtbild
den internationalen Erwartungen entsprechen. Der bislang gelebte Alltag
muss dem strukturierten und geordneten Glanz weichen. Das Marketing
einer Stadt hat keinen Platz für vierbeinige, womöglich sogar kranke,
Lebewesen ohne Zuhause. Die Lösung der ukrainischen Regierung lautet
also: Eine sofortige Säuberung der Straßen. Wie? Vergiften, erschlagen, wenn es sein muss bei lebendigem Leibe verbrennen.
Massaker an heimatlosen Hunden
Erste Bilder und Videos dieser Säuberungsaktionen tauchten vor
wenigen Wochen in der Öffentlichkeit auf – und bleiben nicht unbemerkt.
Mit einer viralen Wucht, wie es sich jeder Marketer für eine Kampagne
nur erträumen könnte, wird das Thema öffentlich weitergetragen. Die
erschreckenden Aufnahmen werden tausendfach geteilt, Facebook-Gruppen
gegründet und eine Diskussion in Gang gebracht. Es wird mobilisiert,
informiert, diskutiert. Die Bilder der erschlagenen Hunde am Straßenrand
berühren die Menschen. Über das Internet wird zum Boykott der EM,
teilweise sogar der Sponsoren aufgerufen, die Bilder und Videos werden
verbreitet. Nur wenige Menschen dürfte es geben, die in den letzten
Wochen nichts über diese Säuberungsaktionen erfahren haben. Eine
Solidarität für die ermordeten Hunde wird geweckt, der Goliath im Spiel
scharf kritisiert. Barbarische Grausamkeit wird der ukrainischen
Regierung vorgeworfen.
Warum aber mag man das Töten dieser unschuldigen Hunde nicht
akzeptieren, ja sogar scharf kritisieren und beißt ohne weiter darüber
nachzudenken, wenige Minuten nach verbreiten der Nachricht, in das
panierte Schnitzel, die Leberkäsemmel oder das Wurstbrot – konsumiert
somit das Resultat eines ähnlich ungleichen Kampfes. Warum ist es
derartig selbstverständlich und einfach das qualvolle Leben dieser
getöteten Schweine, Kälber und Hühner kommentarlos auszublenden? Warum
wird ungleich gemessen, geurteilt und empfunden – ein unreflektiertes
Maß von Recht und Unrecht angewendet?
Bilder von zu tote geprügelten, in Blutlachen liegenden Hunden sind
für die meisten Menschen nur schwer anzusehen. Bei vielen Personen rührt
sich Wut und sogar Trauer. Liegt es daran, dass es sich um die Spezies
Hund handelt, den angeblich besten Freund des Menschen, unser meist
geliebtes Haustier? Sind hunderttausende Schweinen, die gerade in diesem
Moment auf engen Raum, in ihrem eigenen Kot und Urin auf hartem
Vollspaltenboden stehend dahinvegedieren, weniger Wert weil sie einst
vom Menschen zu Nutztieren konstituiert wurden? Ist es also der
Unterschied der Spezies der uns auf dem einen Ohr taub macht?
Über 99% aller Schweine in Österreich kommen, außer bei der Fahrt zum Schlachthof, nie ins Freie. |
Neben großen Werbekampagnen in denen glückliche Kühen mit
Tiroler-Hüten für ihr eigenes Fleisch werben, den Menschen versucht wird
durch Gütesiegel Tradition und Qualität einzureden und am Ende des
Tages der Discounter noch über gesundes BIO-Geflügel schwadroniert,
bleibt wenig Platz für eine Wahrheit die kalt und brutal ist. Es sind
also auch die Medien, das Weltbild in dem wir leben und unsere Umwelt,
die stark ausschlaggebend sind für Mitleid auf der einen und
Gleichgültigkeit auf der anderen Seite.
Doch bei aller Reflektion der ungleichen Wahrnehmung und
Handlungsweise, keimt das kleine Pflänzchen der Hoffnung. Jenes, dass
zeigt, dass Mitgefühl für andere Lebewesen breitflächig existieren kann,
dass es Menschen gibt, die es grausam finden, wenn unschuldige
Lebewesen gequält, geschlagen und getötet werden und dass die
Bereitschaft besteht, etwas dagegen zu tun und sei es nur in der
Verbreitung solcher Nachrichten. Wie lang und vor allem was muss getan
werden, um einen Paradigmenwechsel zugunsten einer tierleidfreien
Wahrnehmung im Alltag zu fördern? Wichtig ist es begreifbar zu machen,
dass Tierqual auch etwas mit dem eigenen Mittagsteller zu tun hat – zu
verstehen, dass McDonald Millionen in Werbung für Fleisch aus dem Inland
investiert, um von den gequälten Lebewesen von denen es kommt
abzulenken.
Hunderttausende Hunde wurden bisher und werden weiterhin in der
Ukraine für ein Fußball-Event ermordet. Empfindsame Lebewesen die, auch
wenn es ihnen der Mensch gerne abspricht, die Fähigkeit des Leidens und
des Schmerzes besitzen. Starre Augen die zeigen, dass dieses Wesen leben
wollte – genauso wie die des ermordeten Schweines, des Rindes, der
Gans, des Fisches und des Huhnes. Sowohl die Bilder aus der Ukraine, als
auch die der Nutztierhaltung zeigen keine Gerechtigkeit – egal wie man
es dreht. Was den anderen Tieren geschieht, sollte uns nicht nur leid
tun, es sollte uns auch zum Handeln und Umdenken bewegen. Gerechtigkeit
darf nicht dort enden, wo die eigene Bequemlichkeit beginnt. Wo
Mitgefühl und Wut gegen Ungerechtigkeit existiert, ist auch Platz für
den nächsten Schritt des Mitgefühles. Den Schritt über den Tellerrad.
Die Zeit dafür ist reif.
von www.solife.cc
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